Kanton und Stadt Schaffhausen sehen einen aktiven Ausbau der erneuerbaren Energien vor. Der kantonale Strombezugsanteil an Kernenergie soll mittelfristig zu einem grossen Teil durch die Produktion von erneuerbaren Energien aus der Region ersetzt werden. Eine breit abgestützte Projektgruppe setzt sich mit den verschiedenen Technologien und deren Potenzialen der erneuerbaren Energie im Kanton Schaffhausen auseinander. Für die Windenergie wurden nun die nächsten Schritte präsentiert.
Bundesrat und Parlament haben 2011 die Weichen für den schrittweisen Ausstieg aus der Kern- energie gestellt. Am 3. September 2012 hat auch der Kantonsrat Schaffhausen die regierungsrät- liche Strategie zum Ausstieg aus der Kernenergie befürwortet. Auch die Stadt Schaffhausen ver- folgt in ihren Legislaturzielen eine aktive Politik zur Förderung der alternativen Energien bis hin zur 2000 Watt-Gesellschaft. Damit befinden sich Kanton und Stadt auf der Linie des Bundes: Die neulich vom Bundesrat in die Vernehmlassung gegebene Energiestrategie 2050 sieht einen er- heblichen Ausbau der erneuerbaren Energien um 34600 Gigawattstunden (GWh) vor. Als Ver- gleich: Die Schweiz verbrauchte im Jahr 2011 58600 GWh. Rund ein Prozent davon verbraucht der Kanton Schaffhausen.
Breit abgestütztes Projekt gestartet
Diese Ausgangslage hat eine breit aufgestellte Projektgruppe motiviert, sich der Herausforderung der Stromproduktion aus erneuerbaren Energien im Kanton Schaffhausen zu stellen. Die kanto- nalen Elektrizitätswerke (EKS), die Städtischen Werke Schaffhausen und Neuhausen (StWSN), die Wasser- und Elektrizitätswerke Hallau (WEH), die Industrie- und Wirtschaftsvereinigung der Region Schaffhausen (IVS), die kantonale Energiefachstelle und die Wirtschaftsförderung des Kantons Schaffhausen wollen gemeinsam mit Gemeinden und Interessengruppen Lösungen erarbeiten.
Ziel der Projektgruppe ist es, die Machbarkeit von verschiedenen «Energie Leuchtturmprojek- ten» im Kanton konkret zu prüfen und diese zur Umsetzungsreife zu bringen. Die entsprechen- den Projekte sollen einen wesentlichen Beitrag zur Energieproduktion leisten können und eine zukunftsorientierte Grundversorgung sicherstellen.
Erster Fokus auf die Windenergie
Im Auftrag des Kantons Schaffhausen hat das Forschungs- und Beratungsunternehmen INFRAS einen Bericht zum Kernenergie-Ausstieg des Kantons erarbeitet. Gemäss dieser Studie beträgt das maximale Ausbaupotenzial zur Stromerzeugung für erneuerbare Energien im Kanton Schaff- hausen rund 204 GWh. Als erneuerbare Energieformen in Frage kommen dabei Wasserkraft, Solarenergie, Windenergie sowie Biomasse und Geothermie. Die Projektgruppe hat nun in enger Absprache mit dem Vorsteher des kantonalen Baudepartements Dr. Reto Dubach sowie dem Stadtpräsidenten Schaffhausens Thomas Feurer nach einer Auslegeordnung verschiedener Energieformen die Windenergie als den ersten Projektfokus definiert.
Machbarkeitsabklärung für ein Windparkprojekt
Grundlage der Überlegungen der Projektgruppe zur Windenergie bildet die Windpotenzialstudie, welche vom kantonalen Baudepartement in Auftrag gegeben wurde. In einem ersten Schritt soll dabei der Chroobach bei Hemishofen als möglicher Standort für Windkraftanlagen näher unter- sucht werden. Dabei werden umfassende Windmessungen geplant und die gesellschaftliche, ökologische, bauliche und ökonomische Machbarkeit von Windkraftanlagen am Standort Chroo- bach überprüft. Die unterschiedlichen Anspruchsgruppen wie Gemeinden, Anwohner, Grundei- gentümern, Umweltverbände sowie weitere Interessenvertreter sind bereits in den Evaluations- prozess einbezogen worden. Ob und wie viele Windkraftanlagen auf dem Chroobach realisiert werden könnten, zeigt sich im weiteren Projektverlauf. Die kantonale Windpotenzialstudie erwar- tet aufgrund erster Messungen ein mögliches Stromproduktionsvolumen durch fünf Windkraftan- lagen von 17.5 GWh, was in etwa den Bedarf von knapp 4000 Haushalten mit je vier Personen abdeckt. Damit könnten die Windkraftanlagen einen wesentlichen Beitrag an die kantonale Stromversorgung leisten und rund 12 Prozent der gesamten Schaffhauser Haushalte versorgen.
Energieproduktion wird zukünftig sichtbar
Im Vergleich zu traditionellen zentralen Stromerzeugungsanlagen wie der Kernenergie- oder der Wasserkraft - zeichnen sich Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energien heute meist durch die dezentrale Verteilung und kleinere Leistungen aus. Um die Kernenergie langfristig abzulösen, werden neben dem Ausschöpfen der Effizienzpotenziale eine deutlich höhere Anzahl von Anlagen unterschiedlicher Technologien und Energieträger notwendig sein.
Das bedeutet, dass die Stromproduktion künftig auch im Kanton Schaffhausen im Alltag sichtba- rer wird bspw. in Form von Photovoltaik-, Biomasse- oder Holzschnitzelanlagen oder Windparks.
Die Standorte sind dabei nicht beliebig wählbar. So werden Photovoltaik-Anlagen mit Vorteil in bebauten Gebieten mit idealer Ausrichtung zur Sonne installiert und für Windkraftanlagen eignen sich nur exponierte, windhöffige Stellen. Die öffentliche Diskussion zur Energiewende ist im Rahmen der allfälligen Windkraftanlagen auf dem Chroobach, aber auch bei den noch folgenden Teilprojekten mit anderen Energieformen, ein wichtiger Teil des Projekts. Dies ist die Basis dafür - so die Überzeugung der Projektgruppe - dass die Region Schaffhausen die eigenen ambitiösen Ziele im Interesse der Gesamtbevölkerung sowie von Industrie und Gewerbe erreichen kann.
Mitglieder Projektgruppe
- Dr. Reto Dubach, Regierungsrat und Vorsteher Baudepartement Kanton Schaffhausen
- Thomas Feurer, Stadtpräsident Schaffhausen
- Dr. Thomas Erb, CEO, Elektrizitätswerk des Kantons Schaffhausen AG
- Herbert Bolli, Vorsitzender der Geschäftsleitung, Städtische Werke Schaffhausen & Neuhausen am Rheinfall
- Thomas Fischer, Mitglied der IVS Kommission Umwelt und Energie
- Andrea Paoli und Thomas Volken, Energiefachstelle Schaffhausen
- Ueli Jäger und Patrick Schenk, Wirtschaftsförderung Kanton Schaffhausen.